Ksiaz - das größte Schloss Schlesiens

Das Schloss Fürstenstein wurde in den Jahren 1288-1292 vom Schweidnitz-Jauerer Herzog Bolko I. erbaut. Wahrscheinlich gab es an dieser Stelle schon früher eine Festung, die von Bolko I. ausgebaut und zu seinem Sitz gewählt wurde. Bis 1388 gehörte das Schloss den Schweidnitz-Jauerer Herzögen, dann bis 1392 der Witwe von Herzog Bolko II., der Herzogin Agnes. Nach ihrem Tod kam das Schweidnitz-Jauerer Herzogtum, gemäß des Testaments von Bolko II., unter die Herrschaft des böhmischen Königs Waclaw IV. Bereits 1387 vermachte Herzogin Agnes das Schloss dem Landrat des Herzogtums Benesch von Chustnik.

Seit 1396 wurde Johann von Chotienitz zum Landrat des Herzogtums und somit zum Schlossverwalter ernannt. Im Jahre 1401 hat er das Schloss zusammen mit den umliegenden Gütern von Benesch gekauft. Während des Hussitenkriegs 1428-29 wurde das Schloss von Hussiten erobert und teilweise zerstört. Zum neuen Besitzer von Fürstenstein wurde 1445, nach der Heirat mit der Enkelin von Johann von Chotienitz, Hermann von Czettritz. Sein Sohn Hans, ähnlich wie andere Besitzer umliegender Burgen, befasste sich mich der Räuberei. Um sich der steigenden Raubwelle in diesem Teil des Landes zu widersetzen, unternahm 1459 der böhmische König Georg Podjebrad einen Kriegszug nach Schlesien. Er eroberte und zerstörte viele schlesische Burgen. 1463 wurde auch das Schloss Fürstenstein niedergebrannt.

Nach der Zerstörung des Schlosses verpfändete es der König an die Gebrüder Hans und Nikolaus von Schellendorf. Doch beide begannen ebenfalls das Räuberhandwerk zu betreiben. Auf Grund der Klagen von Landsleuten befahl 1473 der Nachfolger des Königs Georg - Matthias Korwin, das Schloss zu erobern. Seinem Befehl wurde jedoch nicht Folge geleistet, deshalb unternahm er persönlich einen Kriegszug, wobei er unterwegs mehrere umliegende Burgen eroberte. Obwohl er am 6. Januar 1475 mit seinen Truppen vor dem Schloss in Stellung stand, eroberte er es trotzdem nicht, weil er wegen der einrückenden Türken bald nach Ungarn musste. Von Hans von Schellendorf holte er jedoch das Versprechen ein, dass er die Bevölkerung nicht mehr überfallen wird. Die Zusage wurde leider nicht eingehalten. 1482 wurde Hans von Schellendorf festgenommen und das Schloss ein Jahr später mithilfe ungarischer Soldaten durch Georg von Stein erobert. Zur Belohnung übergab König Matthias Korwin Georg von Stein das Schloss als Residenz. Nach dem Tod von Matthias Korwin im Jahre 1490 blieb das Schloss sieben Jahre lang als königliches Dominium unter der Verwaltung des Landrats. 1497 wurde das Schloss zusammen mit den umliegenden Gütern von dem König Kasimir dem Jagiellonen an seinen Kanzler Johann von Schellenberg verkauft, dessen Sohn Georg 1508 das Schloss gegen Leobschützer Güter mit Peter von Haugwitz tauschte. Sein Sohn Johann verkaufte das Schloss Fürstenstein samt allen Gütern an Konrad I. von Hoberg. Das Schloss blieb in Besitz dieser Familie bis 1941.

Die ersten Aus- und Umbauarbeiten wurden 1548-55 von Konrad II. von Hoberg durchgeführt. Am 5. April 1605 kaufte Konrad III. von Hoberg das Erb- und Eigentumsrecht an Fürstensteiner Gütern von dem Kaiser Rudolf III. 1628 übergab Hans Heinrich von Hoberg das Schloss an Hans Heinrich von Hohberg von der Ölser Familienlinie. Infolge des zu dieser Zeit herrschenden Dreißigjährigen Krieges wurde er gezwungen das Schloss zu verlassen. Das Schloss wurde durch das kaiserliche und österreichische Heer geplündert. Nach der Beendigung der Kriegshandlungen wurde das Schloss umgebaut. Anstelle der abgerissenen Verteidigungsmauern wurden Gärten errichtet. Der Auf- und Umbau des Schlosses wurde bis zum Ende 17. Jh. fortgesetzt. 1705 wurde das Schloss zum Eigentum von Konrad Maximilian von Hohberg, der es völlig umgebaut hat.

Zu dieser Zeit entstanden der barocke Teil des Schlosses sowie die Bibliothek und die Torgebäude. Nach dem Tod von Heinrich Karl von Hohberg (1755), dem Sohn von Konrad Maximilian, mit dem die Ölser Familielinie erloschen ist, ging das Schloss in die Herrschaft der Familienlinie aus Roztoka über. Zum Besitzer des Schlosses zusammen mit den Gütern wurde Hans Heinrich IV. von Hochberg. In den 90er Jahren des 18. Jh. beauftragte Hans Heinrich IV. von Hochberg den Architekten Christian Wilhelm Tischbein mit der Aufgabe, die Schlossumgebung zu verschönern. Unter anderem wurde damals das in der Nähe gelegene Schloss Altfürstenstein (Stary Ksiaz) wiederaufgebaut. Der letzte Umbau des Schlosses fand in den Jahren 1908-23 statt und wurde von Hans Heinrich XV. von Hochberg durchgeführt. Zu dieser Zeit wurden zwei Flügel im Neorenaissancestil dazugebaut, der Turm (43 m hoch) erhielt einen neuen Helm, die Terrassen wurden verbreitert und die Innenräume des Schlosses umgebaut. Nach seinem Tod im Jahre 1938 wurde das Schloss durch seinen ältesten Sohn Hans Heinrich XVII. von Hochberg übernommen. Er verließ das Schloß während des Zweiten Weltkrieges und emigrierte nach England, wo er in der britischen Armee diente. 1941 wurde das Schloss von Hitlerdeutschland beschlagnahmt.

Das war die schlimmste Zeit in der Geschichte des Schlosses. Alle wertvollen Kunstwerke, Möbel und Bestände der Schlossbibliothek wurden damals aus dem Schloss weggebracht. Gleichzeitig wurden viele Säle vernichtet, indem man sie umbaute, ihre ursprüngliche Erscheinung durch Abreißen der Holztäfelung, Zerstörung von Spiegeldecken Stukkaturen und sonstigen Schmuckelementen der Ausstattung änderte. Seit 1943 wurden im Felsen, auf dem das Schloss gebaut wurde, Tunnels gebohrt. Deren Gesamtlänge betrug bis zum Kriegsende 900 m. Sie befanden sich 55 m unter dem Hofniveau. Am Haupteingang zum Schloss, 5 m von der Fassade, wurde ein Schacht ausgehoben, der über 40 m tief ist und einen Durchschnitt von 5 bis 8 m hat. Darüber hinaus wurden drei weitere Schächte gegraben, die in die unterirdischen Gänge hineinführen. Es wurden noch einige Säle ausgehoben, die sich unter der Erde im rechten Winkel schneiden. Aus dem 15 m unter dem Erdniveau laufenden Haupttransportschacht wurden Betongänge bis zu den Schlosskellern geführt. Mit Aufzügen wurden sie mit dem Barockteil des Schlosses verbunden. Diees Unterfangen würde darauf hindeuten, dass die Gänge den Nazis als Luftschutzbunker dienen sollten. Für die Arbeiten wurden Häftlinge aus der in Wüstegiersdorf (Gluszyca) errichteten Niederlassung des Konzentrationslagers Gross-Rosen (Rogoznica) beschäftigt. Die Bestimmung des unterirdischen Komplexes ist jedoch nicht völlig klar. Höchstwahrscheinlich wurde unter der Erde eine Rüstungsfabrik und im Schloss das Hauptquartier des Führers geplant. Die Arbeiten im Schloss dauerten bis zum 8. Mai 1945. Einige Monate nach der Befreiung von der Nazi-Herrschaft stationierten die sowjetischen Soldaten auf dem Schlossgelände, was wiederum für weitere Verwüstungen des Schlosses verantwortlich war. Als die Armee das Schloss verlassen hat, blieb es unbeachtet bis zum Jahre 1956 liegen. Erst dann wurden die ersten konservatorischen Arbeiten aufgenommen. Eine intensive Renovierung, die 1968 begann, ließ die vergangene Herrlichkeit in einigen Sälen wiedererstehen.

Das Schloss Fürstenstein ist eines der größten in Polen. Es hat 400 Räume (rechnet man die Wirtschaftsgebäude ebenfalls hinzu, beträgt die Zahl 600) und der gesamte Rauminhalt beläuft sich auf 150000m3. Die ganze Schlossanlage ist durch einen Park umgeben. Daneben befindet sich ein Gestüt. Das Schloss kann ganzjährig besichtigt werden.

Sehenswürdigkeiten in der Umgebung

  • Der Palast der Familie Czettritz aus dem Jahre 1604, ausgebaut in der Mitte des 19. Jh. als Sitz der Verwaltung der Fürsten von Pleß (Pszczyna)
  • Das Hengstgestüt mit regelmäßig stattfindenden Pferderennen, Kutschwettbewerben und internationalen Pferdeauktionen
  • Die Ruinen des neogotischen Schlosses Altfürstenstein (Stary Ksiaz), erbaut im Jahre 1797 von der Familie Hochberg
  • Das Quellentheater in Bad Salzbrunn (Szczawno Zdrój) mit dem Rokoko-Saal aus dem 19. Jh. und der Mineralwasser Trinkhalle
  • Das Palmenhaus in Lübbichow (Lubiechów) mit vielen Gattungen von exotischen Pflanzen
  • Die Ruinen des Schlosses "Nowy Dwór", aufgebaut an der Stelle der Burg Herzogs Bolko II. aus dem Jahre 1581
  • Der Anna-Turm - ein Aussichtspunkt aus dem Jahr 1818
  • Die St.-Anna-Kirche und die im Jahre 1335 zum ersten Mal erwähnte Herz-Jesu-Kirche
  • Die geheimnisvolle "Unterirdische Stadt Osówka" und die Waffenfabriken von Walim, gebaut inmitten des Eulengebirges (Góry Sowie) während des Zweiten Weltkriegs
  • Die Zisterzienserabtei in Krzeszów (Denkmal ersten Ranges)
  • Die mittelalterliche Burg Grodno in Zagórze Slaskie
  • Die Felsenstadt in Tschechien
  • Die Sehenswürdigkeiten von Schweidnitz (Swidnica): die hölzerne Friedenskirche aus dem 16. Jh., das Waffen- und Militaria-Museum, das Museum für altes Handelsgewerbe, das Museum der Niederschlesischen Weberei in Kamienna Góra, die hölzerne Hl.- Hedwig-Kirche in Rybnica Lesna, das Bergbaumuseum in Neurode (Nowa Ruda)
  • Die Schädelkapelle in Czermna (bei Kudowa Zdrój)
  • Das Museum der Papierindustrie in Reinerz (Duszniki Zdrój)
  • Das Naturschutzgebiet "Bledne Skaly" im Nationalpark Tischgebirge (Góry Stolowe
  • Eine Festung aus dem 18. Jh. in Srebrna Góra
  • Der Aussichtsturm auf dem Berg Große Eule (Wielka Sowa) im Landschaftspark Eulengebirge (Góry Sowie)
  • Der Militärkomplex "Wlodarz" aus dem Zweiten Weltkrieg im Landschaftspark Eulengebirge
  • Das Freilichtmuseum mit seinen vielen Dampflokomotiven in Königszelt (Jaworzyna Slaska)

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