Hitlers Hauptquartier in Masuren

Ein finsteres Erbe - die Wolfsschanze in Rastenburg (Kętrzyn) in Masuren.
Die Wolfsschanze war ein militärisches Lagezentrum des Führungsstabes der deutschen Wehrmacht und eines der "Führerhauptquartiere" während des Zweiten Weltkrieges in der Nähe von Rastenburg (heute Kętrzyn) in Ostpreußen, im heutigen Polen. Den Decknamen gab Hitler selbst der Anlage, angelehnt an das von ihm verwendete Pseudonym "Wolf", das er hauptsächlich in seiner privaten Korrespondenz der 1920er Jahre verwendet hatte. Ein weiterer Tarnname des Führerhauptquartiers Ost war "Gärlitz". Die Wolfsschanze entstand ab 1940 durch die Organisation Todt. Die Baustelle hatte den Tarnnamen "Chemische Werke Askania". Seit 1941, des Beginns des Krieges gegen die Sowjetunion (Unternehmens Barbarossa),war es der Hauptaufenthaltsort von Adolf Hitler. Von hier aus bestimmte er selbst kleinste Details des Feldzuges. Die Anlage umfasste insgesamt ca. 40 Wohn-, Wirtschafts- und Verwaltungsgebäude sowie 7 massive und 40 leichte Stahlbetonbunker. Die Decken der Bunker waren bis zu 10 Meter dick. Die Anlage verfügte außerdem über einen Bahnanschluss und besaß zwei Flugplätze. Es bestand ständige Funk- und Telefonverbindung nach Berlin und allen Frontabschnitten. Hitler befand sich im Bunker Nr. 13. In der spartanisch ausgelegten Anlage, bestehend aus Baracken und Hochbunkern, im streng gesicherten Sperrkreis 1, hielten sich daher neben den Kommandeuren der Wehrmacht auch hochrangige Vertreter der NSDAP auf. Die Wolfsschanze war in einen dichten Wald gebaut worden und zusätzlich durch nichtbrennbare Tarnnetze und Flakstellungen gegen Flugzeugangriffen geschützt.

Insgesamt existierten drei Sperrkreise, für die man jeweils Passierscheine brauchte, umgeben von einem 50 bis 150 Meter breiten Minengürtel und einem 10 km langem Stacheldrahtzaun. Auf dem Gelände der Wolfsschanze verübte während einer Lagebesprechung Claus Graf Schenk von Stauffenberg das Attentat vom 20. Juli 1944 auf Hitler. Seit dem 20 Juni 1992 erinnert daran eine Gedenktafel in Form eines aufgeschlagenen Buches mit geborstenem Rücken. Am 20. November 1944 verließ Hitler endgültig die Wolfsschanze, als die Rote Armee nur noch wenige hundert Kilometer entfernt stand. Die Bunker übernahm danach der Stab der IV. Feldarmee von General Friedrich Hoßbach. Am 24. Januar 1945 wurden sie vor der anrückenden Roten Armee zum Teil gesprengt. Nach dem Krieg wurden hier 54.000 Minen entschärft. Die Reste sind seit 1959 eine heute von jährlich zirka 200.000 Personen besuchte Touristenattraktion in Masuren.

Das Attentat des Grafen Stauffenberg In so einer Bunkerstadt bezog Hitler Quartier, um seine Annexionspläne gegenüber der Sowjetunion umsetzen zu können. Von hier aus plante er die Eroberung der halben Welt und überlebte zugleich den Versuch einiger Militärs, seinem Wahn ein Ende zu setzen. Eine Gedenktafel erinnert an jenes Bombenattentat des Grafen Stauffenberg, das den Widerstand des deutschen Volkes gegen die Diktatur des Nationalsozialismus symbolisiert. Die Aufschrift lautet: Hier stand die Baracke, in der am 20. Juli 1944 Claus Graf Schenk von Stauffenberg ein Attentat auf Adolf Hitler unternahm. Er und viele andere, die sich gegen die nationalsozialistische Diktatur erhoben hatten, bezahlten mit ihrem Leben. Bezahlten mit ihrem Leben.

Auf dem Lageplan sind über 80 Gebäude eingezeichnet, darunter ehemalige Luftschutzkeller, Hotels, Offizierskasinos, ein Kraftwerk und ein Bahnhof. Jene Arbeiter, welche die Schienen verlegt hatten, ermordet wurden, um niemandem den genauen Standort verraten zu können. Einen Teil der Schienen findet man noch auf dem Gelände, eingerostet und mit Gras überwachsen. Als die einmarschierenden Russen im Januar 1945 die Wolfsschanze durch Zufall entdeckten, fanden sie nur noch bis zu mehreren Metern dicke, über- und untereinander liegende Betonplatten vor. Die sich zurückziehenden deutschen Truppen hatten den Komplex gesprengt, soweit das überhaupt möglich war, und von dem einst 36 Millionen Reichsmark teuren Hauptquartier nur noch eine außerirdisch anmutende Betonlandschaft zurückgelassen. über 55000 Minen wurden später geborgen, und bis heute warnen Schilder davor, die gekennzeichneten Wege zu verlassen.

Die Gästeführer lassen die Vergangenheit aufleben Die Bunker wurden zwischen hohen Bäumen errichtet und mit Moos und anderem Tarnmaterial bedeckt, sodass sie aus der Luft nicht auszumachen waren. Selbst auf dem Weg durch die Anlage wird manche Bunkerwand erst wenige Meter vor mir sichtbar. Nach über 45 Jahren liegen die stummen Kolosse noch immer im Verborgenen, bedecken ihre Scham vergeblich vor den Massen von Touristen, die sich auf dem Gelände tummeln. Die polnischen Gästeführer versuchen mit wie viel Detailkenntnis und Engagement den tristen Ort wiederzubeleben. Bormann, Gäring, Keitel und - natürlich Hitler. Namen bekommen in den Ausführungen plötzlich Hände und Füsse, Uniformen laufen in großen Schritten über das Gelände, stehen stramm, erheben die Hand zum Hitlergruss. Wer damals mit Hitler sprechen wollte, musste drei Kontrollen passieren mit drei verschiedenen Ausweisen. Bis zum Feldmarschall hinauf wurden den Besuchern die Waffen abgenommen, so sehr fürchtete sich der Diktator selbst hinter acht Meter dicken Mauern vor Anschlägen Die polnischen Fremdenführer imitieren den Sprachjargon von damals, die Gestik von Bormann, die Gangart von Goebbels, erzählen, wer vor wem zitterte, wer mit wem sympathisierte, zitieren Aussprüche und Standortbefehle. Selbst die Vergangenheit unterliegt den Gesetzen der freien Marktwirtschaft In einem ehemaligen SS-Gebäude befinden sich heute ein Restaurant und ein Hotel, daneben reiht sich ein Souvenirshop an den anderen. Bücher, Postkarten, Silberschmuck werden verkauft. Die Wolfsschanze als Aufkleber, Aufdruck, Porzellan-Tellerchen.

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